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Institut für Archäologie Fachbereich Klassische Archäologie

Flumina opportuna. Kommunikationssysteme und fluviale Landschaft in Südetrurien

von Mariachiara Franceschini

 

In den letzten Jahren haben sich historische, anthropologische und ökologische Studien, die sich sowohl mit dem kulturellen Status und der Materialität von Wasser als auch mit seinem Einfluss auf sozio-politische Entitäten und ihren Wandel beschäftigen, rapide vermehrt. Davon ausgehend wird mit dem Habilitationsprojekt das Ziel verfolgt, ein neues theoretisches Modell für die Archäologie zu entwickeln, das speziell das wechselseitige Verhältnis (entanglement) zwischen antiker Bevölkerung (am Beispiel etruskischer Gemeinschaften) und Flusslandschaften in den Blick und dabei in seiner Gegenseitigkeit ernst nimmt. Konzentrierten sich bisherige Forschungen vornehmlich auf anthropogene Aktivitäten, wird nun ein Perspektivwechsel unternommen, in dem für einen fließenden Umgang mit der Landschaft plädiert werden soll, und zwar unter besonderer Betonung einer aktiveren Rolle der Flüsse in der Prägung der Kulturlandschaft, der soziopolitischen Entwicklungen und kulturellen Phänomenen sowie der Kommunikationsnetzwerke. Dafür werden exemplarisch die Einzugsgebiete der beiden etruskischen Flüsse Paglia und Fiora in archaischer und klassischer Zeit untersucht. Die vier Faktoren Infrastruktur, Besiedlungssystem, Nekropolen und Kultplätze geben dabei den methodischen Rahmen vor. Alle Funde und Befunde werden in ein GIS überführt, das die analytische Grundlage für einen neuartigen theoretischen und methodischen Zugang zur Erforschung antiker Flusslandschaften als Kommunikationssysteme bildet: Wasserwege, Täler, archäologische Hinterlassenschaften, aber ebenso der Strom von Ideen, Wissen sowie Fertigkeiten kreieren “flowscapes”, die als Kommunikationssysteme helfen, die Wirkmacht und den Einfluss von Flüssen auf soziale, historische und ideologische Vorgänge in transmediterranen Netzwerken zu modellieren. Flüsse fungieren dabei als trait d’union zwischen mikroregionalen, regionalen und globalen Ebenen, die verschiedene räumliche Netzwerke zusammenschließen und so politische, ethnische und kulturelle Grenzen transzendieren und Adern für die Verbreitung von Innovationen und Wandel sind. Der Fokus hin zur agency und Materialität von Flüssen betont ihre Polysemantik, die simplizistische Deutungen als reine Transportrouten transzendiert und die multiskalare Verflechtung von Flüssen mit der Geschichte freilegt.

 

Publikationen

(Ein)Flüsse zwischen Natur- und Kulturraum – Flusslandschaften in Südetrurien, in: M. Renger – S.-M. Rotermund – S. Schreiber – A. Veling, Theorie | Archäologie | Reflexion. Kontroversen und Ansätze im deutschsprachigen Diskurs [eingereicht]

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