"La squadra rossa"

Das Grabungsauto des Instituts für Archäologie

Grabungsauto Landrover

«La squadra rossa !» Noch bevor sie um die letzte Ecke im westsizilianischen Hügelland biegen, wissen alle in San Cipirello: Die Schweizer sind wieder da! Anders als die Kulturen vor ihnen, die Griechen, Punier und Araber (Völker mit Talent für Überraschungsbesuche aus dem Hinterhalt), kündigen sich die Rossocrociato - zumindest optisch – mit Tatütata an. In ihrem feuerwehrrot gespritzten Land Rover Defender fällt die Zürcher Equipe Sommer für Sommer unter allgemeiner Beobachtung in die Ortschaften am Fuss des Monte Jato ein, auf dessen Plateau das UZH-Institut für Archäologie seit 1971 Grabungsarbeitendurchführt. «Una bestia», murmeln die Carabinieri dann jedes Mal ehrfürchtig angesichts der von Narben übersäten Pontonkarosserie. «Una scobbona» - was für ein Arbeitstier!, staunt der Dorfmechaniker, wenn die Geländewagenikone zur Behandlung in seine Garage rollt. Unter den Archäologen um Grabungsleiter Martin Mohr nennt man die knallrote Kultkiste liebevoll «unsere Landesmutter». Denn der robuste Allesüberwinder, der sowohl tonnenschwere Steinquader zieht wie auch zerbrechliche Antikenschätze transportiert, ist nach 20-jährigem Feldeinsatz eine ältere Dame mit Zicken und Zipperlein. «Ersatzteile nachzukaufen, wird immer schwieriger», bedauert Mohr. Ersatzteile auszugraben - dafür müssen erst noch ein paar tausend Jahre vergehen. Die Archäologen bereiten sich daher schon mal aufs letzte Geleit vor: Ende 2015 wird Land Rover die Defender-Produktion einstellen.

Alice Werner

aus: Das UNIDING Nr.54