Die Bedeutung der biologischen Verwandtschaft und Herkunft der bestatteten Individuen in megalithischen Gesellschaften  

 

Antoinette Goujon

Abstract

 

1 Einleitung

 

2 Prähistorische Anthropologie

2.2.1. Die genetischen Untersuchungen in Irland

2.3 Isotopen

2.3.1 Herkunft und Mobilität

2.3.2 Ernährung

2.3.3 Die Isotopen-Untersuchungen in der Schweiz

 

3 Verknüpfung

 

4 Schlussfolgerungen

 

5 Literatur

Abstract

Zusammen mit dem assoziierten archäologischen Kontext, ethnoarchäologischen Analogien und Ansätzen der sozialen Anthropologie und Kulturwissenschaften ergibt sich anhand der Ergebnisse bioarchäologischer Untersuchungen eine Möglichkeit, die komplexen und vielfältigen Gesellschaften Europas zur Zeit des Neolithikums sowohl auf biologischer wie auch auf sozialer Ebene zu untersuchen. Die hier vorgestellten Beispiele der in megalithischen Anlagen bestatteten Individuen neolithischer Gesellschaften zeigen auf, dass die biologische Verwandtschaft (biological kinship) einen nicht zu unterschätzenden Anteil an der sozialen Organisation hatte; allerdings spielte auch die nicht-biologische Verwandtschaft (social kinship) eine erhebliche Rolle. Biologische und soziale Reproduktion sind in den Megalithen-erbauenden Gesellschaften des europäischen Neolithikums unweigerlich miteinander verbunden.

Diese Verknüpfung diverser Erkenntnisse zeigt auf, dass in der Erforschung der Megalithen-erbauenden Gesellschaften des europäischen Neolithikums noch viele Fragen offen und viele interdisziplinäre Ansätze möglich sind.

 

1 Einleitung

Seit der Mitte des 19. Jahrhunderts ist der Begriff der Megalithik (gr. mégasgross›, gr. lithos ‹Stein›), genauer dessen Adjektiv ‹megalithisch›, im britischen und französischen Raum gebräuchlich. Schliesslich wurde am internationalen Kongress der Anthropologie und Prähistorischen Archäologie (Congrès internationale d’anthropologie et d’archéologie préhistorique, CIAAP) im Jahr 1867 in Paris beschlossen, ‹keltische Monumente› von nun an ‹megalithische Monumente› zu nennen, und sie von Monumenten wie Obelisken und Zyklopenmauern abzugrenzen (vgl. Boulestin 2016: 62f). Megalithische Monumente können einzelne Menhire, Steinkreise und -reihen, Dolmen, Gang-, Pass- sowie auch Steinkistengräber sein, die im europäischen Raum während des Neolithikums von ca. 4500 bis 2500 v. Chr. erbaut und genutzt wurden (vgl. Schwegler 2016: 33–149). Allerdings zählen auch historische und zeitgenössische ethnologische Beispiele aus megalithischen Gesellschaften zur Kategorie der megalithischen Monumente, beispielsweise die Bauten der Toraja und Niha auf den Inseln Indonesiens (vgl. Steimer-Herbet 2018: 69–76, 86–97), die Grabstätten der Merina auf Madagaskar oder die ahu-Plattformen und berühmten moai-Statuen der Osterinsel, Überreste der verschwundenen Rapanui (vgl. Cauwe 2014: 321–330; Cauwe 2016: 221–225).

Die Frage, die sich Bruno Boulestin stellt, was denn nun den ‹Megalithismus› ausmacht und beinhaltet, ist also nicht so leicht, wenn überhaupt, zu beantworten; der Begriff, der gegen Ende des 19. Jahrhundert auftaucht, ist bis heute in Gebrauch, und erhielt im Laufe der Zeit die verschiedensten Definitionen (vgl. Boulestin 2016: 62f). Dabei handelt es sich beim ‹Phänomen des Megalithismus› um eine grobe Vereinfachung der komplexen Strukturen und Gesellschaften, die mit megalithischen Monumenten in Verbindung gebracht werden. Nach Jean Leclerc (1931–2012), der sich seit den 1960er-Jahren mit den Bestattungsriten und Kollektivbestattungen des Neolithikums im französischen Raum befasste und die französische archéologie funéraire massgeblich prägte, müsse man innerhalb des gebräuchlichen Begriffs des Megalithismus’ drei Phänomene unterscheiden: den wahren Megalithismus (mégalithisme proprement dit), den Monumentalismus (monumentalisme) und die Bestattung in Kollektivgräbern (l’inhumation en sépulture collective, vgl. Boulestin 2016: 57). Allerdings ist auch die Verknüpfung der Monumentalität (oder deren Abwesenheit) in Bezug auf die Kollektivbestattungen des Neolithikums mit den bekannten ethnologischen Vergleichen essentiell, um einen Einblick in die Gesellschaften zu erhalten, die mit megalithischen und teilweise auch nicht-megalithischen Bauten assoziiert werden, wenn man sich die Frage stellt, um was für Gesellschaften es sich im Neolithikum handelte, die diese megalithischen Bauten errichteten.

Seit einigen Jahrzehnten kommen nebst den archäologischen Strukturen und den ethnoarchäologischen Analogien die bioarchäologischen Analysen hinzu, die wichtige Informationen zu den bestatteten Individuen und Populationen liefern und sowohl den materiellen und als auch den sozial-anthropologischen Kontext erweitern. Der Begriff der Population sollte je nach Kontext und Fragestellung der Untersuchung genauer definiert werden; die biologische Population unterscheidet sich beispielsweise von der humanbiologischen Population. So können mit Population auch eine kleinere Gruppe verbundener Individuen (soziale Zusammengehörigkeit) oder auch mehrere Gruppen als eine Gemeinschaft gemeint sein.

Die technischen und wissenschaftlichen Fortschritte in den Bereichen der prähistorischen Anthropologie ermöglichen es, konkrete Aussagen und neue Ansätze zu Fragen der Herkunft, Verwandtschaft und Ernährungsweise (prä-)historischer Individuen und Populationen zu formulieren (vgl. Alt u. Vach 1994: 56f; Grupe et al. 2012: 74f, 77f; Grupe et al. 2015: 1–3). Die Verknüpfung der bioarchäologischen Erkenntnisse mit dem archäologischen und ethnoarchäologischen Kontext sowie Ansätze der sozialen Anthropologie ermöglichen es, die Lebensgeschichte und -umstände vergangener Gemeinschaften auf der individuellen Ebene als auch auf der Ebene der Population zu rekonstruieren (vgl. Le Roy 2018: 189ff; Meyer et al. 2012a: 11f).

 
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2 Prähistorische Anthropologie

Die Methoden und Konzepte der prähistorischen Anthropologie befassen sich mit den menschlichen Überresten vergangener Epochen und Populationen. Bereits aus einer ersten osteologischen Untersuchung des Skeletts können das Alter, das biologische Geschlecht sowie etwaige Pathologien und Traumata erkannt und die Körperhöhe geschätzt werden. Innerhalb einer Kollektiv- oder Mehrfachbestattung kann anhand der vorhandenen Knochen die Mindestindividuenzahl (MIZ) geschätzt werden, was zusammen mit biologischem Geschlecht und Alter eine Einschätzung der Gruppengrösse sowie der Geschlechts- und Altersverteilung innerhalb der untersuchten Population zulässt (Paläodemographie). Ein Beispiel dafür ist die Arbeit von Perréard Lopreno (2014: 33–36), die versuchte, die soziale Gruppengrösse der mindestens 126 im Dolmen M XII der Fundstelle «Petit-Chasseur» (Sion, Wallis) bestatteten Individuen, die über einen Zeitraum von ca. 500 Jahren beigesetzt wurden, zu rekonstruieren. Allerdings ist bei einer demographischen Rekonstruktion zu beachten, dass die Geschlechts- und Altersbestimmung erhaltungs- oder altersbedingt nicht immer möglich ist, da beispielsweise die fragilen Knochen von Neugeborenen und Kleinkindern schnell degenerieren oder aber nicht vorhanden sind, da bestimmte Altersklassen oder Individuen nicht am selben Ort und auf eine andere Art und Weise bestattet wurden.

Für genetische Analysen mittels aDNA (ancient desoxyribonucleic acid) und Isotopenuntersuchungen zur Herkunft, Mobilität und Ernährung, werden Proben aus Knochen und Zähnen entnommen. Dabei ist zu beachten, dass das passende Gewebe für die jeweilige Analyse beprobt wird, da nur so aussagekräftige Erkenntnisse aus den Ergebnissen gezogen werden können. Knochen und Dentin bestehen zu 70% aus einer mineralischen Komponente (Bioapatit) sowie zu 21% aus Kollagen und 1% nicht-kollagenen Proteinen. Zahnschmelz dagegen besteht zu mehr als 96% aus Bioapatit und enthält kein Kollagen (vgl. Grupe et al. 2015: 63, Tab. 4.2).

Um Kontaminationen und weitere Umwelteinflüsse zu untersuchen sowie Vergleichs- und Referenzdaten zu erhalten, werden auch aus der unmittelbaren und entfernteren Umgebung der Überreste Proben entnommen, die zur Rekonstruktion archäologischer Isoscapes (isotopic landscapes) und Klimabedingungen relevant sind. Ausschlaggebend ist besonders auch der Erhaltungszustand des untersuchten Gewebes, weshalb eine genaue Betrachtung der taphonomischen Umstände sowie etwaiger diagenetischer Veränderungen miteinbezogen werden sollten (vgl. Grupe et al. 2012: 96–98, 138f; Meyer et al. 2012b: 143).

Bei der Auswertung der bioarchäologischen Daten sollte jedoch unbedingt darauf geachtet werden, welche Aussagen anhand der Datengrundlage überhaupt getroffen werden können, da «[…] technisch exakte Messwerte, die an einem bioarchäologischen Fund erhoben wurden, auf interpretativer Ebene häufig nur Wahrscheinlichkeitscharakter haben […] Es handelt sich um Annäherungen an die ehemalige Realität.» (Grupe et al. 2015: 432).


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2.1 Osteologie

Meist bleiben den Archäolog*innen nur mehr Knochen und Zähne von bestatteten Individuen erhalten, in seltenen Fällen ausgezeichneter Erhaltungsbedingungen, wie im Permafrost oder in sehr trockenen Gebieten, allerdings auch weitere Gewebe wie Haare, Haut, Muskelfasern oder Koprolithen. Doch auch nur anhand von skelettalen Überresten lassen sich viele Informationen über die Lebensumstände der einzelnen Individuen und Populationen generieren. Nebst molekulargenetischen und biochemischen Analysen (s. unten) können erste osteologische Betrachtungen bereits Aussagen über das biologische Geschlecht, Alter und Körpergrösse liefern. Besonders für eine demographische Rekonstruktion der Gruppengrösse sind diese Informationen hilfreich. Alter und Geschlecht sind jedoch grundlegend für weitere Analysen und Vergleiche.

Das biologische Geschlecht lässt sich mit geschultem Auge und Erfahrung bei erwachsenen Individuen mit bis zu 95% Wahrscheinlichkeit anhand des Beckens, des Schädels und der Langknochen bestimmen (vgl. Grupe et al. 2015: 254–265; Ferembach et al. 1979: 7–45). Je vollständiger das Skelett, desto sicherer ist die Bestimmung. Da die skelettalen Ausprägungen von genetischen Komponenten als auch von umweltbedingten Einflüssen abhängen, besteht eine grosse Variabilität besonders auch im populationsspezifischen Geschlechtsdimorphismus, weshalb eine klare Einteilung in weibliche und männliche Individuen sehr vorsichtig und bestenfalls mit einiger Erfahrung angegangen werden sollte (vgl. Grupe et al. 2012: 104). Nicht klar bestimmbare Individuen werden besser als solche gekennzeichnet, als dass man sie nach Gefühl einteilt, was die Interpretation erschweren kann. Besonders bei Kindern und Jugendlichen, deren Skelette noch nicht vollständig ausgewachsen und oft sehr schlecht erhalten sind, ist die Geschlechtsbestimmung schwierig oder teils gar unmöglich.

Das biologische Alter wird meist in Alterskategorien angegeben, die dem jeweiligen Fundkomplex angepasst werden können (s. Tab. 1), da genaue Zahlen schwer zu schätzen sind und das biologische Alter selten mit dem chronologischen Alter des Individuums übereinstimmt. Das ungefähre Alter eines Individuums kann anhand der verschiedenen Apophysen-, Epiphysenfugen- und Schädelnahtverschlüsse (vgl. Grupe et al. 2015: 271, Abb. 8.12; 277, Abb. 8.16), dem Relief der Schambeinsymphyse sowie der Robustheit der Knochen bestimmt werden, sowie bei Individuen bis ca. 12 Jahren anhand der durchbrochenen oder eben noch nicht durchbrochenen Zähne (vgl. Grupe et al. 2015: 265–279; AlQahtani et al. 2010: 482, Tab. 1; Acsádi u. Neméskeri 1970: 110–137). Bei vollständig erwachsenen Individuen ist aber, anders als das biologische Geschlecht, das Alter aufgrund von Belastungsveränderungen, Krankheiten, abrasiver Ernährung und Zahnproblemen weniger genau bestimmbar.

 

Tab. 1: Altersklassen in Kategorien und ungefähren Jahresangaben (nach Lösch et al. 2020: 205; Grupe et al. 2015: 267, Tab. 8.2)


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2.2 Genetische Untersuchungen

 

Besonders bei Kollektiv- und Mehrfachbestattungen stellt sich die Frage nach der Verwandtschaft der Bestatteten; dies meist nicht nur innerhalb einer einzelnen Fundstelle, sondern auch zwischen verschiedenen Fundstellen eines Gebiets (vgl. Grupe et al. 2012: 154). Die Analyse der noch im Knochenkollagen vorhandenen DNA ermöglicht es, den Antworten auf diese Forschungsfragen näher zu kommen. Je nach Fragestellung und Erhaltungszustand wird die in grösserer Menge vorhandenen mitochondriale DNA (mtDNA) oder aber die nukleäre DNA untersucht (s. Tab. 2).  Anhand der mtDNA können matrilineare Verbindungen sichtbar werden, während die ncDNA anhand des Y-Chromosoms Hinweise auf patrilineare Verbindungen geben kann, aber auch enger verwandte Individuen aufzeigen kann, wenn viele Übereinstimmungen zwischen den Genomen bestehen (vgl. Grupe et al. 2012: 157f; Grupe et al. 2015: 515f). Ausserdem kann die osteologische Geschlechtsbestimmung mithilfe genetischer Untersuchungen auch bestätigt oder aber in Frage gestellt werden.

 

Tab. 2: Eigenschaften der ncDNA und mtDNA im Vergleich (n. Grupe et al. 2015: 484, Tab. 11.2)

Da es sich bei aDNA um DNA handelt, die meist mehrere Jahrtausende alt ist, gestaltet sich die Analyse jedoch etwas komplexer als bei moderner DNA. Im Gegensatz zu moderner DNA ist aDNA stark fragmentiert und biochemisch verändert und degradiert. Die sehr kurzen Fragmente (<50bp) sind selten im Vergleich zur omnipräsenten Kontamination, die aus bakterieller, fungaler, moderner und ‹Umwelt› DNA bestehen kann (vgl. Grupe et al. 2012: 154f; Grupe et al. 2015: 489–493). Somit ist eine aDNA-Analyse erhaltungsbedingt nicht mit allen Überresten durchführbar; besonders bei Altgrabungen und Archivmaterial ist die Problematik der Kontamination sehr gross (vgl. Grupe et al. 2015: 497, Tab. 11.5). Dem untersuchten Gewebe, meist Knochen oder Dentin, werden wenige µg Proben entnommen, die speziell aufbereitet und dekontaminiert werden. Vervielfältigt wird die aDNA durch die Polymerasekettenreaktion (polymerase chain reaction, PCR). Schliesslich gibt es mehrere Verfahren, die gewünschte aDNA-Fragmente oder aber das gesamte Genom zu sequenzieren.

Seit einigen Jahrzehnten werden vermehrt genetische Analysen auch an prähistorischen Überresten durchgeführt. Alt et al. (2016) publizierten eine ausführliche Studie zur (nicht-)megalithischen Kollektivbestattung von Alto de Reinoso in Burgos, Spanien. Die Grabanlage, die vermutlich aus einer hölzernen Totenhütte mit Steinpackung bestand, stammt aus dem späten Neolithikum (3770–3539 v. Chr.) und wurde vermutlich über 3 Generationen genutzt (ca. 60–80 Jahre). Es lassen sich 2 Nutzungsphasen unterscheiden; eine dritte aus der Bronzezeit wurde durch moderne Landwirtschaft praktisch zerstört. Die aDNA-Analyse ergab, dass sich in der unteren Schicht einige Individuen befinden, die mütterlicherseits eng miteinander verwandt waren. Die paternale Verwandtschaft lässt sich leider nicht genauer analysieren, da die Individuen nicht auf Y-chromosomale Haplogruppen untersucht wurden. Dies liegt vermutlich an den schlechteren Erhaltungschancen der ncDNA im Gegensatz zur mtDNA.

Die mit der Verbreitung des ‹Megalithischen Phänomens› immer wieder assoziierte ‹Atlantische Fassade› wurde von Sánchez-Quinto et al. (2019) untersucht. Die Studie zeigt auf, dass in vielen Megalithanlagen biologische Verwandtschaftsverbindungen ersichtlich sind; im Falle Irlands sogar über mehrere Anlagen verteilt (s. unten). Sie suggeriert darüber hinaus eine genetisch nachgewiesen patrilineare Organisation der Gruppen, wobei sie auch darauf hinweisen, dass deutlich mehr Männer als Frauen in den untersuchten Anlagen bestattet und analysiert wurden. Auch ist eine Vermischung zwischen mesolithischen Jäger-und-Sammler-Populationen und neolithischen Ackerbauern genetisch sichtbar. Die Ergebnisse sollten jedoch kritisch betrachtet werden, da die Voraussetzungen und Probengrösse für konkrete, allgemeine Aussagen nicht ausreichen. Sie zeigen allerdings auf, dass die genetisch nachweisbare Komponente der Verwandtschaft in megalithischen Gruppen durchaus eine Rolle spielte; welche genau kann daraus jedoch nicht abgeleitet werden, da es sich hier bloss um Ansätze handelt, die in Zukunft weiter untersucht werden müssen


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2.2.1 Die genetischen Untersuchungen in Irland

 

In Irland wurden zur Zeit des Neolithikums (ca. 3700–2500 v. Chr.) mehrere grosse und imposante megalithischen Monumente erbaut, die auch für Kollektivbestattungen genutzt wurden. Dabei handelt es sich um Ganggrabkomplexe (passage tomb complexes), Hofgräber (court tombs) und Portalgräber (portal tombs), aber auch um Steinkistengräber (in älterer Literatur als Dolmen bezeichnet) des Typs Linkardstown und natürliche Bestattungen ohne megalithische Bauten (s. Abb. 1). Besonders die riesigen Ganggrabkomplexe von Newgrange (s. Abb. 2), Carrowkeel, Carrowmore und Millin Bay werden als ostentative Monumente für den öffentlichen Konsum gesehen, die auch für eine bestimmte Gruppe von Individuen für Feste und Riten zugänglich waren, die vermutlich auch darin bestattet wurden; Cassidy et al. argumentieren mit einer «dynastischen Elite» (Cassidy et al. 2020: 384). Solche grossen, intentionell erbauten Monumente, die für Kollektivbestattungen genutzt werden, sind in vielen Regionen der Welt charakteristisch für «multi-generational, kinship-based, corporate, aristocratic groups» (Weiss-Krejci 2018: 110), wobei der Begriff kinship, meist als ‹Verwandtschaftsbeziehungen› übersetzt, grundsätzlich sowohl biologische als auch soziale Verbindungen beschreibt (vgl. Weiss-Krejci 2018: 119).

 

Abb. 1: Fundstellen megalithischer und nicht-megalithischer Bestattungen in Irland.  Pink = Passage tomb complexes, gelb = Court tomb, blau = Portal tomb, grün = Linkardstown-Typ, rosa = natürliche Bestattung, hellblau = nicht klassifizierter Megalith (Cassidy et al. 2020, 385, Abb. 1c)

 

Abb. 2: Newgrange Ganggrab-Komplex (Cassidy et al. 2020, 386, Abb. 2a)

Im Ganggrab von Newgrange in Irland konnten Cassidy et al. (2020) durch genetische Analysen von insgesamt 44 Genomen (37 davon männlicher Individuen) feststellen, dass es sich bei einem, an wichtiger Stelle im Ganggrab, bestatteten Individuum (NG10) um einen adulten Mann handelt, der aus einer inzestuösen Verbindung 1. Grades abstammt (s. Abb. 3). Solche inzestuösen Verbindungen stellen in den meisten Gesellschaften ein grosses soziales Tabu dar, und ist erst ein weiteres Mal im Kontext einer megalithischen Bestattung in Schweden bekannt (vgl. Cassidy et al. 2020: 385f). Allerdings sind einige Beispiele solcher Verbindungen bekannt, die von der jeweiligen Gesellschaft abgesegnet wurden, meist im Rahmen polygyner, dynastischer Eliten. Beispiele dafür wären die Gott-Könige (deification of the ruling dynasty), die aus den Königreichen der Inka und dem antiken Ägypten bekannt sind, sowie in den Gesellschaften Hawaiis vor der Kolonialisierung. Auch in complex chiefdoms und early states sind solche (Halb-)Geschwister-Heiraten bekannt, die zur Legitimierung der Macht und der Hierarchie dienen und meist mit monumentaler Architektur einhergehen; ein Phänomen, dass auch bei den Inka und im alten Ägypten sichtbar ist (vgl. Cassidy et al. 2020: 385).

Abb. 3: a) Heterozygositäts-Plot für NG10, b) Verbindungsszenarien für die hohe Homozygosität in NG10, c) Anzahl und durchschnittliche Länge der homozygoten Segmente im Vergleich zu NG10 (Cassidy et al. 2020, Extended Data, Abb. 3)

Verwandte dieses Individuums (NG10) wurden in mehreren Kilometern Entfernung in weiteren Grabkomplexen wie Carrowkeel (CAK532, CAK533), Carrowmore (car004) und Millin Bay (MB6) gefunden. Anhand der Y-Chromosom-Haplogruppen wurde ersichtlich, dass es sich vermutlich um eine identity by descent gehandelt haben könnte, die in den mittel- bis spätneolithischen Gesellschaften Irlands eine grosse Rolle spielte und patrilinear weitervererbt wurde. Die in den Ganggrabkomplexen bestatteten Individuen zeigten ausserdem im Vergleich zu den restlichen Bestattungen niedrigere Kohlenstoff-, aber dafür erhöhte Stickstoffwerte (s. Abb. 4), die auf einen besseren Zugang zu tierischen Proteinen hinweisen könnten, den man mit (grosser Vorsicht) einer höheren hierarchischen Stufe assoziieren könnte. Ausserdem wurde ersichtlich, dass die ersten Generationen der in Irland bestatteten neolithischen Bevölkerung ein ähnliches genetisches Signal wie frühe Ackerbauern aus Spanien zeigen und sich später mit der mesolithischen Jäger-und-Sammler-Population(en) Irlands vermischt haben.

 

Abb. 4: Kohlenstoff- und Stickstoffwerte der irischen und britischen Proben. Pink = Passage tomb complexes, gelb = Court tomb, blau = Portal tomb, grün = Linkardstown-Typ, rosa = natürliche Bestattung, hellblau = nicht klassifizierter Megalith (Cassidy et al. 2020, 385, Abb. 1b)

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2.3 Isotopen

 

Einige Proben für Isotopenanalysen werden je nach Fragestellung aus der mineralischen Komponente der Knochen, dem Schmelz und Dentin der Zähne entnommen. Hierbei ist auch die Wahl des Knochens oder des Zahnes essentiell, da diese jeweils andere Lebensabschnitte und Zeiträume repräsentieren (vgl. Grupe et al. 2015: 68). Dies liegt einerseits an der Knochenumbaurate, die bei Langknochen langsamer verläuft als bei Rippen oder anderen flachen Knochen, die eher kürzere Zeiträume vor dem Tod aufzeigen. Bei den Zähnen ermöglichen die unterschiedlichen Entstehungs- und Mineralisationszeitpunkte, verschiedene Zeiträume zu untersuchen (s. Abb. 5), da sich die mineralische Zusammensetzung, anders als Knochen, nicht mehr verändert und der Umgebung anpasst (vgl. Grupe et al. 2015: 71); der Zahnschmelz des ersten Molars gibt beispielsweise Auskunft über die ersten Lebensjahre, während der dritte Molar die Jugend widerspiegelt (vgl. AlQahtani et al. 2010: 485). Besonders bei Fragen zur Herkunft und Mobilität im Leben eines Individuums anhand von Sauerstoff- und Strontiumisotopen ist die Möglichkeit, unterschiedliche Zeiträume zu untersuchen, sehr wertvoll. Doch auch aus dem Kollagen werden Proben für Isotopenuntersuchungen entnommen, beispielsweise für Ernährungsrekonstruktionen anhand von Schwefel-, Kohlenstoff- und Stickstoffisotopen.

 

Abb. 5: Entwicklung des Zahnapparats n. D. H. Ubelaker, Human Skeletal Remains2, 1989. (s. Grupe et al. 2015, 268, Abb. 8.8)

Diagenetische Veränderungen und Reservoir-Effekte erschweren die Interpretation der Isotopen-Daten, weshalb Referenzdaten aus archäozoologischem Material und den umgebenden Fundschichten unerlässlich sind (vgl. Burton u. Price 2013: 309–320). Auch die Erhaltung der Knochen und Zähne spielen eine grosse Rolle, ebenso das Alter und Geschlecht, das bei der Auswertung miteinbezogen werden sollte, um eine ausführliche Aussage über die einzelnen Individuen und schliesslich die untersuchte Population zu ermöglichen.

Die hier erwähnten Isotopenverhältnisse sind stark von den unterschiedlichen Umwelteinflüssen, der Geologie und dem Klima abhängig und bedürfen einer genauen und komplexen Auseinandersetzung mit ebendiesen, bevor abschliessende Aussagen gemacht werden können.  Dafür braucht es idealerweise Unmengen von Daten, die sich nicht in den menschlichen Überresten finden, sondern aus der Umwelt und anderen Überresten, beispielsweise Pollen aus Moorgebieten oder Nahrungsresten aus zugehörigen Siedlungskontexten, generiert werden müssen.

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2.3.1 Herkunft und Mobilität

 

Die geografische Herkunft sowie die Mobilität der bestatteten Individuen lässt sich anhand der Isotopenverhältnisse und -werte von Strontium (87Sr/86Sr), Sauerstoff (∂18O) und Schwefel (∂34S) in Zähnen und Knochen erörtern, die je nach Geologie und biologisch verfügbaren Signaturen andere Werte anzeigen. Da Knochen und Dentin sich lebenslang verändern und anpassen, reflektiert das Isotopenverhältnis im Knochen und Dentin die Werte der letzten Lebensjahre, während der Schmelz verschiedener Zähne die Signale der frühen Kindheit und Jugend aufzeigt.

Das biologisch verfügbare Strontium kommt aus der lokalen Geologie und wird von lokalen Pflanzen und Tieren aufgenommen, bis es schliesslich zum Endkonsumenten Mensch gelangt und dort anstelle von Kalzium im Bioapatit der Knochen, im Zahnschmelz und Dentin eingelagert wird (vgl. Grupe et al. 2012: 148–151). Die Strontiumverhältnisse spiegeln also die geologische Herkunft eines Individuums, bzw. dessen Nahrung wider (vgl. Grupe et al. 2015: 457, Abb. 10.13; Knipper 2004).

Sauerstoffwerte dagegen sind stark klimasensitiv und hängen sowohl mit der Temperatur und der Altitude als auch mit der Entfernung zur Küste und zum Äquator zusammen (Kontinentaleffekt, Breitengradeffekt). Der Sauerstoff wird zu mehr als 50% durch das Trinkwasser und die Nahrungsfeuchte aufgenommen und spiegelt das Ökosystem wider, das damals existierte. Sauerstoff ist in diesem Sinn ein Marker der ökologisch definierten Herkunft (vgl. Grupe et al. 2012: 145f).

Schwefel wird über die Nahrung aufgenommen und gibt das geologische Signal des Muttergesteins wieder und ist eng mit dem Niederschlag der Region verknüpft. Es lagert sich sowohl im Bioapatit als Alternative zum Phosphat als auch in geringeren Mengen im Kollagen ab, und kann sowohl für die Rekonstruktion der Ernährung als auch al Herkunftsmarker verwendet werden (vgl. Nehlich et al. 2014: 15f; Nehlich 2015: 1–17). In Küstennähe ist auf den sogenannten sea spray effect zu achten, der die pflanzlichen Schwefelverhältnisse mit marinem Schwefel deutlich erhöht, was jedoch ermöglicht, marine und terrestrische Ressourcen zu unterscheiden (vgl. Grupe et al. 2012: 147).

Um die im Vorfeld klar definierte Fragestellung zu erörtern und konkrete Aussagen treffen zu können, benötigt man dringend die lokale Signatur, um lokale von nicht-lokalen Individuen zu unterscheiden. Referenzen können nicht mit modernen Daten generiert werden; Dazu sollte(n) die archäologische(n) Schicht(en), sowie die vorhandene Fauna beprobt werden, um sogenannte raumzeitliche definierte Isoscapes (isotopic landscapes) zu kartieren, die erst in den letzten Jahren zunehmend an Qualität gewannen. In Schweden beispielsweise zeigt sich in den Arbeiten von Sjögren et al. (2009) und Sjögren (2010), dass die vielen Megalithanlagen in der Region Falbygden im Binnenland einige Individuen enthalten, die nicht in der Region aufgewachsen sind und erst später nach Falbygden gekommen sind. Auch in anderen Megalithanlagen in Schweden, wie in der Küstenregion von Bohuslän, sind nicht-lokale Individuen häufig, zeigen jedoch unterschiedliche Muster auf. Weitere, klärende Studien zur Differenzierung der lokalen und nicht-lokalen Individuen, sowie der Variabilität des biologisch verfügbaren Strontiums in der Region Falbygden und darüber hinaus werden seit einigen Jahren vermehrt untersucht und zeigen auf, wie wichtig Referenzdaten zu lokalen Signaturen und rekonstruierte Isoscapes sind (vgl. Blank et al. 2018; 2021). Die genaue Herkunft von nicht-lokalen Individuen kann nicht abschliessend definiert werden, da dieselben Signaturen an mehreren Orten vorkommen können. Ausserdem ist es schwierig, die nicht-lokalen Signaturen zu interpretieren, denn es gibt nach Sjögren et al. 2009 mehrere Erklärungen, wie diese zustande kamen, die allesamt andere Interpretationen zulassen: 1) Einige der lokalen Individuen sind nicht-lokal und kommen aus einer Region mit ähnlicher Signatur, 2) Einige Individuen sind lokal, aber aus einer Region, die durch Referenzdaten nicht abgedeckt wurde, 3) Einige Individuen sind lokal, sind aber etwas mehr in nahen Regionen unterwegs, 4) Einige Individuen sind lokal, ihre Nahrung stammt aber aus anderen/vielen verschiedenen Regionen. Eine Kombination mehrerer Isotopen-Signaturen kann hierbei helfen, mögliche Herkunftsgebiete einzuschränken oder auszuschliessen, wie die Studie von Kador et al. (2018) beispielsweise am irischen Ganggrabkomplex von Carrowkeel aufzeigt.


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2.3.2 Ernährung

Die Ernährung wird anhand der Isotopenwerte von Kohlenstoff (∂13C) und Stickstoff (∂15N) im Kollagen rekonstruiert, die die Herkunft pflanzlicher und tierischer Proteine widerspiegeln. Mithilfe der Kohlenstoffwerte kann zwischen einer Ernährungsweise basierend auf C3- oder C4-Pflanzen unterschieden werden. Falls auch aquatische Ökosysteme zur Nahrungsgewinnung beigetragen haben, wird die Interpretation und Aussagekraft der vorhandenen Ergebnisse jedoch schwieriger. Nicht zu unterschätzen sind die Trophiestufeneffekte, weshalb im besten Fall weitere Proben aus der Umgebung auch von archäozoologischen Funden entnommen werden, um als Referenz ein Nahrungsnetz zu rekonstruieren (vgl. Grupe et al. 2012: 141–144; 2015: 468, Abb. 10.14a). Anhand der Stickstoffwerte lässt sich eruieren, wie gross der Anteil an tierischen Proteinen (Milchprodukte, Fleisch) zu Lebzeiten war. Zusammen mit den Kohlenstoffwerten lässt sich sogar grob zwischen Ackerbau und Viehzucht, und weiter zwischen Milch- und Fleischwirtschaft unterscheiden. Die Ergebnisse liefern wertvolle Informationen zum Status eines Individuums oder aber auch der Verteilung, respektive den Zugang zu tierischen Proteinen und der Ernährungsweise(n) innerhalb der untersuchten Population (s. Abb. 4), und kann uns Hinweise auf die Wirtschaftsweise und Hierarchie der untersuchten Gesellschaft geben. Schwefelisotopenverhältnisse können zur Unterscheidung von marinen und terrestrischen Ressourcen hinzugezogen werden (s. oben). Allerdings können die ernährungsspezifischen Isotopenwerte stark von gesundheitlichen Faktoren sowie bei Frauen und Kindern vom Stillen abhängig sein.

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2.3.3 Die Isotopen-Untersuchungen in der Schweiz

Die Bestattungen des 2012/13 gegrabenen spätneolithischen Dolmen von Oberbipp im Kanton Bern konnten dank ihrer guten Erhaltung bioarchäologisch untersucht werden; nebst einer detaillierten 14C-Datierung anhand der Oberschenkelknochen (ca. 3350–2950 u. 2900–2650 v. Chr.) wurden auch genetische Untersuchungen und mehrere Isotopenanalysen durchgeführt. Von den mind. 42 bestatteten Individuen, die nicht mehr oder nur teilweise im anatomisch korrekten Verband gefunden wurden, konnten etwa gleich viele männliche als auch weibliche Individuen sowohl morphologisch als auch, wenn möglich, genetisch bestimmt werden. Bei einigen Individuen war eine Geschlechtsbestimmung nicht eindeutig möglich. Die Schwefelwerte (s. Abb. 6) deuten darauf hin, dass einige Individuen beider Geschlechter nicht-lokal aufgewachsen sind oder sich von nicht-lokaler Nahrung ernährt haben. Referenzdaten lieferten mehrere Tierknochen aus der Umgebung Oberbipp und aus den etwa zeitgleich datierten Fundschichten der Seeufersiedlung im entfernt gelegenen Twann, Bern. Da die Signaturen ungefähr dem erwarteten Wert für das Schweizer Mitteland entsprechen, können sie lediglich als ortsfremde Individuen angesprochen werden. Die weiblichen Individuen haben interessanterweise eine grössere Streuung der Schwefelwerte, was darauf hinweisen kann, dass tendenziell Frauen aus unterschiedlichen Regionen nach Oberbipp kamen und die Männer aus einer homogenen Region und ortstreu waren. Es könnte sich daher um eine patrilokale Gesellschaftsstruktur handeln, was allerdings nur durch weitere Daten, wie beispielsweise Strontium- und Sauerstoffisotopie, genauer untersucht werden kann.

Abb. 6: Boxplot der Schwefelisotopenwerte verschiedener neolithischer Schweizer Fundorte: Aesch BL, Muttenz BL, Oberbipp BE, Spreitenbach AG. Rot = weibliche Individuen, blau = männliche Individuen, grün = unbestimmt (Lösch et al. 2020, 219, Abb. 14)

Die Kohlenstoff- und Stickstoffwerte (s. Abb. 7) zeigen, dass sich die Bestatteten ortstypisch ernährten und kein signifikanter Unterschied zwischen den Geschlechtern in Bezug auf den Zugang zu tierischen Proteinen bestand. Die genetischen Analysen ergaben, dass es sich bei einigen Individuen um Brüder, Väter und Söhne handelt, die über drei Generationen miteinander verwandt sind, während bei den weiblichen Individuen keine verwandtschaftlichen Bande nachgewiesen werden konnten, was wiederum eher für eine patrilokale Organisation spricht.

Abb. 7: Kohlenstoff- und Stickstoffwerte der Individuen von Oberbipp BE (ausgefüllt) im Vergleich zu Aesch BL (leer) inklusive Mittelwerte mit Standardabweichung. Rot = weibliche Individuen, blau = männliche Individuen, grau = unbestimmt (Lösch et al. 2020, 218, Abb. 12)

Insgesamt vermuten Lösch et al., dass es sich bei den im Dolmen von Oberbipp bestatteten Individuen nur um einen ausgewählten Teil der Bevölkerung handelt, vermutlich einer höheren Elite. Dabei sind vermutlich tendenziell mehr Männer als Frauen bestattet worden, die jedoch keinen signifikant unterschiedlichen Zugang zu proteinreicher Nahrung hatten und deshalb keine soziale Stratifizierung in Bezug auf die geschlechterspezifische Ernährung vermutet wird. Aufgrund der Schwefelisotopenwerte und der genetischen Verwandtschaft zwischen männlichen Individuen, handelte es sich eventuell um eine patrilokale Gesellschaft, die hier bestattet wurde.

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3 Verknüpfung

Wie im Eingangszitat von Alain Gallay dargestellt, lässt sich die Spezies Mensch, weder als Individuum noch als Teil einer Gemeinschaft, nicht anhand einer einzigen der vielen Teilaspekte beschreiben. So stellen die bioarchäologischen Ergebnisse nur einen Bruchteil der Informationen dar, die für eine Annäherung an die Realität nötig sind. Weitere Erkenntnisse aus dem ethnoarchäologischen Bereich, dem materiellen Kontext sowie der Sozialanthropologie und der Kulturwissenschaften müssen hinzugezogen werden. Dieser interdisziplinäre Ansatz ermöglicht es, den Versuch einer Rekonstruktion der megalithischen Gesellschaften im europäischen Neolithikum zu wagen.

Die Kollektivbestattungen, die aus historischen und zeitgenössischen Beispielen aus Indonesien von den Toraja bekannt sind, stellen dabei eine Möglichkeit dar, wie megalithischen Gesellschaften sozial organisiert sein können und wie sich eben dies im funeralen Kontext zeigt. Allerdings sind die Vergleiche mit Vorsicht zu behandeln, da beispielsweise bei den Toraja die traditionellen Praktiken und Riten zwar erhalten, aber auch modernisiert und verändert wurden, und es in Bezug auf die räumliche Organisation zwischen den ‹Häusern der Lebenden› und den ‹Häusern der Toten› drastische Unterschiede zwischen den megalithischen Gesellschaften Indonesiens gibt (vgl. Jeunesse u. Denaire 2018: 86, 93). Dennoch wird an diesem Vergleich ersichtlich, dass die biologische Verwandtschaft (biological kinship) eine essentielle Rolle bei den Kollektivbestattungen sowie in der sozialen Organisation spielt; die Abstammung, die ancestry, hat grosses Gewicht, wobei ein Individuum jedoch aussuchen kann, ob es bei der eigenen Bestattung im maternalen, paternalen oder maritalen Kollektivgrab beigesetzt werden möchte (vgl. Jeunesse u. Denaire 2018: 86f, 96). Zwischen den verschiedenen Gruppen besteht eine Konkurrenz um Prestige, die durch ostentative Praktiken dargestellt wird, beispielsweise durch Bestattungszeremonien und dem megalithischen Zyklus. Diese Gruppen werden durch lineages definiert; hierbei handelt es sich jeweils um eine unilineare Gruppe, deren Abstammung entweder der männlichen oder der weiblichen Linie folgt, aber nicht beiden. Die Abstammung spielt eine wichtige Rolle in der sozialen Organisation der Gesellschaft. Davon zu unterscheiden ist der Begriff der lineage society, die eine Gesellschaft beschreibt, die ausschliesslich über Abstammungslinien definiert wird (vgl. Testart 2014: 333).

Jeunesse und Denaire argumentieren, dass die neolithischen Megalithen und die damit assoziierten Gesellschaften auf ähnliche Art und Weise organisiert gewesen sein könnten (vgl. Jeunesse u. Denaire 2018: 87).  Dies stellt jedoch nur einen kurzen Exkurs in die sehr komplex organisierten, Megalithen-erbauenden Gesellschaften wie der Toraja und Niha, der Merina und der Rapanui dar, die als ethnoarchäologische Vergleiche herangezogen werden können.

Die bioarchäologischen Erkenntnisse stützen die verschiedenen Beispiele sozialer Strukturen, die aus dem ethnoarchäologischen Vergleich ersichtlich werden. So sehen wir zwar die biologische Verwandtschaft in den Analyseergebnissen, jedoch wird erst aus dem archäologischen Kontext auch eine rein soziale Verbindung zwischen Individuen oder Gruppen deutlich; dass die biologische Reproduktion eine grosse Rolle in den neolithischen Gesellschaften spielt, ist aus unzähligen Bestattungskontexten ersichtlich, sowohl bei megalithischen als auch bei nicht-megalithischen Kollektivbestattungen, wie beispielsweise der Totenhütte von Benzingerode (vgl. Meyer et al. 2008; 2012a: 14ff; 2012b: 147–150).

Doch auch die soziale Reproduktion, die teilweise von der biologischen abhängig ist, darf nicht vergessen werden (vgl. Meyer et al. 2012a: 11–14, 21). Ein wichtiger Aspekt der sozialen Reproduktion ist besonders die Erinnerung; sowohl auf der individuellen Ebene wie auch auf der Ebene der Gemeinschaft. Dabei besteht innerhalb jeder Gemeinschaft ein «kollektives Gedächtnis», das aus dem «kommunikativen» (mündliche Überlieferungen, oral history) und dem «kulturellen Gedächtnis» (archäologischer u. schriftlicher Nachlass) besteht (vgl. Assmann 2013: 35–37, 45, 50–53).

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3.1 Das kulturelle Gedächtnis nach Assmann

Unter dem Begriff «kulturelles Gedächtnis» versteht Jan Assmann (*1938) einen Teil der Aussendimension des menschlichen Gedächtnisses. Dabei handelt es sich beim menschlichen Gedächtnis nicht nur um eine innere Struktur, die von einem Menschen selbst bestimmt wird, sondern um ein Konzept, das auch von den Mitmenschen und der Gesellschaft, in der sich der Mensch befindet, strukturiert wird. So sind Inhalt, Organisation und Länge des Erinnerns von gesellschaftlichen und kulturellen Faktoren abhängig (vgl. Assmann 2013: 19–21). Nach Maurice Halbwachs (1877–1945) kann diese Aussendimension des menschlichen Gedächtnisses in vier Bereiche unterteilt werden: Das mimetische Gedächtnis (Handeln, Nachmachen), das Gedächtnis der Dinge (Materielles, das ein Bild der Entität widerspiegelt und Erinnerungen beinhaltet), das kommunikative Gedächtnis (Sprache, Kommunikation, zeitlich an Generationen gebunden) und das kulturelle Gedächtnis (Überlieferung des Sinns, Mythen), wobei die ersten drei Bereiche auch in den «Raum» des kulturellen Gedächtnisses einfliessen. Im kulturellen Gedächtnis sind nicht nur der Zweck, sondern auch der Sinn von grosser Bedeutung. Dabei geht es immer auch in gewisser Weise um die Identität, die bei Individuen und Gemeinschaften eine Unterteilung in «Wir», «Ihr» und «Ich» zulässt. Das «Wir» basiert stark auf einer kontinuierlichen, sich wiederholenden Reproduktion der gemeinsamen Werte der untersuchten Gesellschaft. Die Erinnerung an den gemeinsamen Vergangenheitsbezug und die in jeder Gesellschaft sichtbare Traditionsbildung (kulturelle Kontinuierung), bildet eine konnektive Struktur, die sowohl auf einer sozialen wie auch auf einer raum-zeitlichen Ebene verbindet und eine Orientierung gewährleistet. In schriftlosen Gesellschaften zeigt sich dies in Form von mündlichen Überlieferungen (und deren spezialisierten Träger*innen, vgl. Assmann 2013: 54f), sowie bildlichen und symbolischen Darstellungen, sowohl im materiellen als auch im immateriellen Kontext anhand von Riten, Festen, Totengedenken und Monumenten (vgl. Assmann 2013: 16f, 56–63).

In der Archäologie treffen wir diese Wiederholung in Form von erkennbaren Mustern und Elementen an, die dann als zusammengehörendes Kollektiv angesprochen werden können; ich verweise auf den kontroversen Begriff der ‹Kultur›, der lange Zeit gebräuchlich war. Es gibt zwar verbindende Elemente und Monumente zwischen den einzelnen, mit megalithischen Strukturen assoziierten Individuen und Gemeinschaften, doch kann nicht von einer einzelnen Gesellschaft ausgegangen werden. Es handelt sich im europäischen Neolithikum vielmehr um verschiedene Gesellschaften, die sich in Anbetracht des Konzepts des kulturellen Gedächtnisses ähneln können, indem sie zur Erinnerung und Identitätsvergegenwärtigung megalithische Monumente errichteten. Innerhalb der einzelnen Gesellschaften wird, gestützt durch biologische Erkenntnisse, eine entfernte gemeinsame Vergangenheit geteilt, die so zum Ausdruck gebracht wird. Allerdings soll darauf hingewiesen werden, dass Unterschiede bestehen können, die sich uns im materiellen Kontext nicht zeigen, sondern nur anhand von ethnoarchäologischen Vergleichen ersichtlich sind. Das Konzept des kulturellen Gedächtnisses ermöglicht es uns jedoch, eine abstrahierte Perspektive auf die neolithischen Gesellschaften zu erkunden, die wiederum neue Ansätze der zukünftigen Forschung aufzeigen kann.

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4 Schlussfolgerungen

Die Untersuchung von Kollektivbestattungen in megalithischen Anlagen, wie Dolmen, Gang- und Passgräber, die im Neolithikum in Nord- und Westeuropa für Bestattungen über längere Zeiträume verwendet wurden, profitieren von den bioarchäologischen Analysen. Zusammen mit einer guten Dokumentation und umfassenden anthropologischen Untersuchung lassen sich anhand von aDNA-Analysen bereits vermutete, im Befund ersichtliche Beziehungen und Verwandtschaften weiter untersuchen, während Isotopenanalysen Einblicke in die Herkunft, Mobilität, Verbindung und Ernährung der Individuen ermöglichen. Allerdings zeigen die genetischen Marker nur die biologische, nicht aber die soziale Verwandtschaft an. So lassen sich nur im Zusammenhang mit dem archäologischen Kontext Aussagen formulieren, die über die biologischen Beziehungen (individuelle Ebene) hinausgehen und soziale Verbindungen (Gemeinschaftsebene) sichtbar machen können.

Betrachtet man nun diese verschiedenen bioarchäologischen Studien megalithischer und nicht-megalithischer Kollektivbestattungen, wird ersichtlich, dass es sich um verschiedene Gruppen oder Populationen handelt, die gesellschaftlich ähnlich, aber nicht einheitlich organisiert gewesen sein könnten. Die biologische Verwandtschaft konnte allerdings in allen genetisch untersuchten Populationen nachgewiesen werden, so dass die biologische Reproduktion nebst der sozialen Reproduktion, die aus den archäologischen und ethnoarchäologischen Betrachtungen ersichtlich ist, eine wichtige, wenn nicht gar essentielle und verknüpfende, Komponente der diversen megalithischen und zeitgleichen nicht-megalithischen Gesellschaften darstellt. Auch eine mesolithische Komponente konnte bei den populationsgenetisch untersuchten Individuen festgestellt werden, was die von Alain Testart vorgeschlagene These unterstützt, dass das Errichten megalithischer Bauten einen Ursprung in den mesolithischen Jäger-und-Sammler-Gesellschaften haben und durch den Prozess der «Neolithisierung» aufgekommen sein könnte (vgl. Cauwe 2016: 219).

Die soziale Verbundenheit, die weder genetisch noch biochemisch nachgewiesen werden kann, wird jedoch in den erwähnten Grabkontexten zwischen einzelnen Individuen deutlich. Diese selbstbestimmten Netzwerke waren für die neolithischen Gesellschaften, wie auch bei einigen zeitgenössischen megalithischen Gesellschaften, unerlässlich. Dazu haben viele dieser miteinander verglichenen Gesellschaften gemein, dass megalithische Monumente, deren längerer Nutzungszeitraum und die Dualität von Leben und Tod, sowie deren Verbindung, wichtige Aspekte innerhalb der Gesellschaft verkörpern. Dies ist unter anderem mit Jan Assmann’s Konzept des kulturellen Gedächtnisses vereinbar, was uns eine erweiterte Perspektive in immaterielle Aspekte erlaubt, die mit dem materiellen Kontext verbunden werden kann.

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