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Institut für Archäologie Fachbereich Klassische Archäologie

Spina: Wohnen und Handwerk im Venedig der Antike. Zur Rekonstruktion eines Hauses und dessen Ausstattung im 4. Jh. v. Chr.

von Aleksandra Mistireki

Überreste und Funde der sog. casa quadrata

 

Die Stadt Spina befindet sich am südlichen Rand des modernen Po-Deltas, westlich der Stadt Comacchio (Fe). Spina war seit der Gründung im letzten Viertel des 6. Jhs. v. Chr. eine wichtige Hafen- und Handelsstadt, ein Zentrum, in dem insbesondere die griechische, etruskische und keltische Kultur aufeinandertrafen und miteinander lebten.

Im Mittelpunkt des Forschungsprojektes steht die Untersuchung der Überreste eines während einer kriegerischen Auseinandersetzung zerstörten Hauses und dessen Inventar aus dem 4. Jh. v. Chr. Hierfür wurden die architektonischen Überreste und das Fundmaterial analysiert, wobei der Hauptfokus auf die bisher in der Forschung kaum beachtete Gebrauchskeramik gelegt wurde.

Die Untersuchung der archäologischen Befunde führte zu einer differenzierten Darstellung der Architektur und zugehörigen Infrastruktur des Hauses. Die Aufarbeitung des Fundmaterials ermöglichte zudem ein vollumfängliches Bild des Inventars des Hauses. Dieses weist neben dem häuslichen Charakter eindeutige Belege für handwerkliche Tätigkeiten auf. Durch das Fundmaterial konnte so z. B. die lokale Produktionen von Metallobjekten wie Fibeln nachgewiesen werden. Insbesondere die Untersuchung der Gefässkeramik ermöglichte es eine funktional bedingte Wahl der Tonlagerstätten und der Herstellungsart nachzuweisen. So wurden die lokal gefertigten Gefässe in erster Linie zur Aufbewahrung und dem Verzehr von Lebensmitteln, die importierten Gefässe hingegen vorrangig für den Weingenuss verwendet. Aufgrund der durchgeführten gaschromatopgraphischen Analysen konnten ausserdem Rückschlüsse auf die Ernährungsgewohnheiten der Bevölkerung Spinas und der Funktionalität einzelner Gefässformen gezogen werden. Eines der interessantesten Ergebnisse ist der Nachweis der Pechproduktion. Die gleichzeitige Untersuchung aller Fundgattungen ermöglichte zudem eine differenzierte Darstellung des Alltags und der Organisation eines Haushaltes im 4. Jh. v. Chr.

Publikationen

 

A. Mistireki – L. Zamboni, Exploring Spina. Urbanism, architecture and material culture, in: L. Zamboni – M. Fernández-Götz – C. Metzner-Nebelsick (Hrsg.), Crossing the Alps. Early Urbanism between Northern Italy and Central Europe (900-400 BC), International Conference Milan 29-30 March 2019 (in Vorbereitung).

A. Mistireki, Die Lopades von Spina – Griechische Kochgefässe in Etrurien? Antike Kunst 62, 2019 (im Druck).

A. Mistireki, Hinweise zur häuslichen Produktion im etruskischen Spina, Bulletin der Schweizer Arbeitsgemeinschaft für Klassische Archäologie 2018 (in Vorbereitung).

A. Mistireki – F. Notarstefano – C. Reusser, Dietary Habits and Economy in the Etruscan Settlement of Spina (Comacchio-Ferrara), in: 19th International Congress of Classical Archaeology Cologne/Bonn 22-26 May 2018 (in Vorbereitung).

A. Mistireki, The Lopades from Spina. Greek Nutrition Habits in Etruria?, in: Dining in Context. What Shape Should We Use: Choices of Dining Vessel Shapes, c. 700 – 100 BC, Tagung Wien 02.-03. Mai 2014 (im Druck).